
▫️Das Onlineportal des Stadtarchivs „Spurensuche Bielefeld 1933 – 1945“ bietet den zahlreichen Bielefelder Erinnerungsinitiativen eine partizipative Plattform zum Austausch und zur Veröffentlichung ihrer Arbeitsergebnisse. Dadurch sollen insbesondere jungen Menschen erste Zugänge zur Erinnerungskultur eröffnet und die Erinnerungsarbeit von Schulen, Bildungseinrichtungen und Universitäten unterstützt werden.
▫️Unsere AG hat sich von Anfang an in die Arbeit eingebracht durch die Teilnahme am seit 2019 am 9. April, dem Tag der Befreiung Bielefeld, jährlich stattfindenden „Tag der Erinnerung“ durch einen Infostand und eigene Beiträge wie zum Beispiel den Film unseres AG-Mitglieds Detlev Hamann „Spurensuche § 175“. Hamann folgt unter anderem den Spuren des von den Nationalsozialisten ermordeten und auf dem Ehrenfeld des Bielefelder Sennefriedhof beigesetzten Mitglieds des Arbeiterwiderstands Paul Brockmann, dessen Homosexualität erst jetzt Thema wurde.
▫️In einer Sitzung der „Offenen Redaktion“ des Onlineportals stellte unsere AG ihr Dossier „Der § 175 und die Verfolgung Homosexueller in Bielefeld (1933 -1945)“ vor. Der Text vermittelt zunächst einen Überblick über die Hintergründe der Verschärfung des § 175 RStGB durch die Nationalsozialisten und die auf dieser Basis erfolgte, systematische polizeiliche und strafrechtliche Verfolgung homosexueller Männer im NS-Staat. In einem zweiten Teil werden die Erkenntnisse des 2023 verstorbenen Bielefelder Historikers und Journalisten Niko Ewers über die besondere Verfolgungsintensität vorgestellt, die Gestapo und Justiz in Bielefeld (und Umgebung) entwickelten. Beispielhaft für die Kontinuität der Verfolgung über 1945 hinaus wird das Lebensschicksal des Bielefelder Juden und Homosexuellen Ludwig Meyer angesprochen.
▫️In einem abschließenden Kapitel öffnen wir den Blick auf die nicht direkt nach dem §175 verfolgten Opfergruppen, lesbische Frauen sowie nach heutigem Verständnis trans* und queerer Menschen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Orientierung von den Nationalsozialisten diskriminiert und verfolgt wurden.

Abbildungen: Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld